Hugh lässt seine Hand daHugh lässt seine Hand da

Mehr Bilder findet ihr in der Gallery und hier ist zu lesen, wie die Frankfurter Neue Presse berichtet:

Renommierter Graffiti-Künstler auf Kurzvisite am Bad Vilbeler Schwimmbad
«Die Bad Vilbeler Wände sind die besten.» Das sagt Case, einer der renommiertesten Graffiti-Sprayer Deutschlands. Seine Erkenntnis hat sich bis nach Australien herum gesprochen.

Die Graffiti-Galerie der Quellenstadt ist um eine Attraktion reicher. Hugh, ein professioneller Sprayer aus Australiens zweitgrößter Stadt Melbourne, hat sich an der Schwimmbad-Wand in seiner unverwechselbaren Tape-Kunst gleich dreifach mit seinem Tag, also seinem Markenzeichen – einer Hand – verewigt.

Er ist seit sechs Jahren in Amerika, Asien und Europa unterwegs, um weltweit seine Spuren zu hinterlassen und sich mit anderen Profi-Sprayern auszutauschen. Nachdem er drei Monate in Rom gelebt hat, ist er nun nach Berlin weiter gezogen.

Arbeit für Modelabel
Eine Woche hat er in Frankfurt bei Künstler Case, der regelmäßiger Gast in Bad Vilbel ist, Station gemacht. Zwar kannten sich die beiden bereits über das Internet und aus den Medien, doch dass sie sich nun trafen, um miteinander zu arbeiten, verdanken sie einem Kunstprojekt des Modelabels Ralph Lauren, für das sich Case als Mentor engagiert.

Weltweit wurden Künstler aufgerufen, Skizzen einzureichen, von denen die besten Arbeiten zusammen mit einem Mentor umgesetzt werden. Hughs Arbeiten beeindruckten die Jury. Und da er sich gerade auf dem Weg nach Deutschland befand, wurde er ausgewählt, in Case‘ Werkstatt zu arbeiten.

Der 32-jährige Frankfurter, der im Hauptberuf als Künstler, Restaurator und freier Gestalter arbeitet, besorgte große Holzsterne, die der 28-jährige Hugh mit seinen großformatigen, schraffierten Tapes zur US-Flagge stilisierte. Stefan aus Darmstadt, der für den TV-Sender «arte» gerade eine 90-minütige Graffiti-Dokumentation «sowohl für die Szene als auch zum besseren Verständnis für die Nicht-Szene» abdreht, begleitete die Arbeit.

Nach der Pflicht gönnten sich die Drei nun in der Quellenstadt die Kür. Sie kamen «einfach zum Relaxen» an die Bad Vilbeler Schwimmbad-Wand. «In Frankfurt gibt‘s gar nichts, Wiesbaden und Darmstadt waren uns zu weit weg und am entspanntesten ist‘s sowieso hier in Bad Vilbel», erklärte Case.

Obwohl die gewählte Fläche allen Nutzern zur Verfügung steht, meldete er sich beim Stadtmarketing an. Vorsitzender Kurt Liebermeister und Geschäftsführer Gaetono Oehmichen waren von dem Besuch sofort begeistert und schauten vorbei.

Von den Anfängen
Tape – Band – Klebeband. Hugh klebt in Windeseile die Umrisse von Händen auf die Wand, um sie anschließend mit Spraydosen zu gestalten. Warum Hände? «Das kommt von meinen Anfängen. Als Vorlage hatte ich meine Hände immer bei mir», lacht er, guckt auf seine eingebogenen Finger und klebt weiter. Mittlerweile sind die Hände seine – weltweit – fast einmalige Unterschrift geworden. «In New York habe ich einen Typen getroffen, der akkurat genau so arbeitet.»


Frankfurter Neue Presse, 07.03.22, Beppo Bachfischer