Der alte Mann grüßt mit einem traurigen, erschöpften Blick die Passanten am Nidda-Ufer vor dem Freibad. Hinter ihm erobern Demonstranten die Wüste. Es ist die Karikatur des 82-jährigen, seit 20 Jahre über Ägypten herrschenden Präsidenten Hosni Mubarak. Das Motiv ist die bislang neueste Attraktion auf den legalen Graffiti-Flächen der Stadt.
«Es zeigt Reaktion auf die Ereignisse in Ägypten», kommentiert Kurt Liebermeister das Bild. Er ist für den Verein Stadtmarketing für die Organisation der Flächen zuständig. Allerdings: «Der oder die Künstler sind uns nicht bekannt», betont er – schließlich brauchen die Sprühdosen-Künstler keine Genehmigung. Legale Graffitiwände, die Hall of Fames, gibt es am Freibad Bad Vilbel und an dem Schuppen am Nordbahnhof am Park + Ride-Platz. «Alle Wände werden wirklich für gute Graffiti genutzt, die Szene verteilt sich sicher auf ganz Rhein/Main», freut sich Liebermeister.
Das Beschmieren öffentlicher Flächen sollte gestoppt, ein künstlerischer Ansatz gefunden werden. Das scheint zu funktionieren – vor Ort und auch im Internet: «Kein Müll bleibt liegen, es gibt keine Probleme mit Anliegern. Die Homepage hat mehr als 400 Zugriffe pro Monat.» Bei den Flächen gibt es Veränderungen. Nachdem die alte Turnhalle an der Saalburgstraße wegen des Neubaus wegfiel, sei der Verein nun mit Stadt und Straßenverkehrsbehörden dabei, bald eine eitere große Hall of Fame bereitzustellen, teilte Liebermeister mit.
Informationen im Internet unter http://www.streetart-bad-vilbel.de
Frankfurter Neue Presse online, 10. Februar 2011, Dieter Deul